Festungen des Deutschen Bundes

Bollwerke gegen Frankreich (1815-1866)

FORTE CULTURA Reiseempfehlung
Mainz – Ulm – Rastatt – Germersheim

Um den Deutschen Bund vor revolutionären Bewegungen und möglichen Expansionsplänen ambitionierter Nachbarn zu schützen, wurden einige Festungen 1815 zur Bundesfestung bestimmt und ausgebaut. Dazu gehörten Mainz (1825), Luxemburg und Landau (1831), Rastatt und Ulm (ab 1841).

Die militärische Funktion der Bundesfestungen war vornehmlich die Sicherung der Westgrenze gegen Frankreich, von dort war die Gefahr feindlicher Handlungen seinerzeit am Größten. Die Festungen sollten im Kriegsfall den Aufmarsch des Bundesheeres decken, den Gegner bei seinem Vormarsch zu zeitraubenden Belagerungen zwingen und als Operationsbasis für die eigenen Offensivhandlungen dienen. Der Unterhalt und die Besatzungen wurden von den Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes gestellt.

Im Zusammenwirken mit den übrigen Befestigungen der verschiedenen Staaten des Deutschen Bundes (z.B. in Germersheim) und speziell mit dem preußischen Festungssystem am Rhein, bildeten die fünf Bundesfestungen in ihrer exponierten Lage ein massives Bollwerk gegen Frankreich.

Mit Auflösung des Deutsches Bundes verloren sie 1866 ihre spezielle Aufgabe. Deshalb wurde auch die ab 1865 geplante sechste Bundesfestung in der unter dänischer Hoheit stehenden Festungsstadt Rendsburg nicht mehr ausgebaut.

Festungsmonumente im Zeichen des Deutschen Bundes

Bundesfestungen sind auch heute noch monumentale Bauwerke, die Ihresgleichen suchen. Mit ihrer Größe und entwaffnenden Funktionalität zählen sie zu den herausragenden Vertretern der Architectura Militaris. Auf der spannenden Studientour werden Geschichte und Architektur erlebbar und erschließen sich feine Details, wie der doppelköpfige Bundesadler auf allen Geschützrohren der Bundesfestungen.

Unsere FORTE CULTURA Reiseempfehlung

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Bundesfestung Mainz

Zitadelle Mainz (DE)

Als erste und wichtigste vom Deutschen Bund übernommene Festung hatte Mainz 6000 Mann Besatzung (1/2 Preußen und 1/2 Österreicher), im Kriegsfall bis zu 21.000. Die Zitadelle, die Stadtumwallung, die drei Außengürtel verbundener, detachierter Werke und die Innenbezirke konnten einer ganzen Armee Platz bieten.

Zahlreiche Bauten der Bundesfestung Mainz haben sich im Mainzer Stadtbild erhalten, wie das Proviantmagazin, die Reduitkaserne, die preußische Hauptwache und Teile des Forts Weisenau.

Bundesfestung Ulm

Wilhelmsburg Ulm (DE)

Geplant und erbaut wurde die Festung als zentraler süddeutscher Hauptwaffenplatz des Deutschen Bundes von 1842 bis 1859 unter dem Festungsbaudirektor von Prittwitz. Heute ist sie eine der größten Festungsanlagen Europas. Zahlreiche Gebäude im gesamten Stadtgebiet, darunter nahezu alle Forts und beinahe die gesamte Stadtumwallung der Städte Ulm und Neu-Ulm sind noch erhalten. Viele Infrastrukturgebäude innerhalb des inneren Festungsrings und am Kuhberg stehen Besuchern offen.

Der 12,5 km lange Festungsweg, angelegt entlang der Hauptumwallung, wird durch 32 Informationsstellen erfahrbar. Auch der Donauradweg macht hier Station.

Bundesfestung Rastatt

Residenzschloss Rastatt (DE) mit Wehrgeschichtlichem Museum

Dieser Festungsneubau des Deutschen Bundes diente der Rheinsicherung. Die Bundesfestung Rastatt war ganz in der Hand des Großherzogtums Baden, im Krieg ergänzt durch 1/3 Österreicher, später auch Preußen. Die Umwallung umschloss die Stadt Rastatt, zusammen mit drei voneinander unabhängigen Forts (Leopold-, Ludwig- und Friedrichfeste).

Die Kasematten sind heute zugänglich, es werden Führungen angeboten. Im östlichen Teil der ehemaligen Leopoldsfeste sind 500m Gänge zur Besichtigung erschlossen. Das barocke Residenzschloss Rastatt und seine Gärten lohnen einen Besuch. Das Schloss beherbergt das Wehrgeschichtliche Museum.

Festungsstadt Germersheim

Weißenburg Tor, Festungsstadt Germersheim (DE) ©B.Hoff
Festungsstadt Germersheim (DE)

Mit der Besitzergreifungserklärung vom 30. April 1816 durch den bayerischen König Maximilian I. Joseph gehört die Pfalz fortan zu Bayern. Nach der Rückgewinnung des linken Rheinufers entschied man aber auch, dass der Rhein, falls es erneut zu militärischen Auseinandersetzungen mit Frankreich kommen sollte, wieder zu einer starken Grenzsicherung ausgebaut werden soll.

Im Deutschen Bund wurde daher bereits 1815/16 die Absicht getroffen, die Stadt Germersheim und den Rheinübergang mit einer starken Befestigung zu versehen. Federführend für die Umsetzung blieb in diesem Fall das Königreich Bayern, das die Baumaßnahme zwar mit Finanzmitteln des Deutschen Bundes realisierte, letztlich aber eine bayerische Landesfestung errichtete.


Weitere Festungen des Deutschen Bundes

Fort Thüngen, Luxemburg

Die Bezeichnung „Europäische Festungsstadt“ ist für Luxemburg angemessen, da die Militäringenieure Europas hier ihr Können unter Beweis stellten und so das „Gibraltar des Nordens“ schufen. Die Festung Luxemburg bestand aus drei Festungswällen, vielen Bastionen, 15 inneren und 9 äußeren Forts und einem Netz von 23 km unterirdischen Kasematten auf einer Fläche von 180 ha. Die Festung Luxemburg wurde als zweite Bundesfestung mit einer Besatzung von 4000 bis 6000 Soldaten (3/4 Preußen und 1/4 Niederländer) geführt. Trotz Schleifung der Festung ab 1867 sind viele Elemente im Stadtbild erhalten geblieben und sind Bestandteil des UNESCO Weltkulturerbes.

Bundesfestung Landau (DE)

Festungsbaumeister Vauban selbst entwarf 1687 die am weitesten nach Deutschland hineinragende französische Festung Landau als polygonales System, flankiert mit kasemattierten Türmen. Landau wurde 1815 als dritte vom Deutschen Bund übernommene Festung zur Bundesfestung erklärt, mit 2800 Bayern als Besatzung. 1871 wurde die Schleifung der Festung eingeleitet.



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